Das Interview mit Horgens NLA-Trainer Lukasz Kieloch aus der Zürichsee-Zeitung vom 12.06.2015
Was können Sie besser als Ihre Spieler?
Lukasz Kieloch: Ich denke, dass ich das Wasserball noch besser verstehe als meine Spieler. Zudem kann ich in hektischen Situationen besser Ruhe bewahren – und hoffentlich auch verbreiten.
Was können Ihre Spieler besser als Sie?
Züri-Deutsch sprechen. (lacht) Und mittlerweile können sie sicher auch schneller schwimmen. Seit ich vor vier Jahren meine Aktivkarriere beendet habe, war ich nur noch selten im Wasser.
Ihr grösster Erfolg?
Mein Leben, speziell meine Familie; meine Frau Daria ist meine Jugendliebe, und unsere Kinder, der zehnjährige Oskar und die siebenjährige Nela, sind beide sportbegeistert. Zudem werte ich es als Erfolg, dass ich den Schritt vom Halbprofi in einer Randsportart ins Berufsleben geschafft habe.
Ihr grösster Erfolg im Sport?
2005 kamen wir mit Deutschland (Kieloch war von 1992 bis 2003 polnischer Nationalspieler, ehe er ab dem Jahr 2004 für Deutschland spielte, Red.) im Final der Weltliga in Belgrad auf den 3. Platz. Das war rein resultatmässig mein grösster Erfolg im Sport.
Wann werden Sie nervös?
Nervös bin ich primär vor Spielen, in welchen wir als Favoriten ins Wasser steigen. In einer solchen Partie kann man eigentlich nur verlieren – das macht mich nervöser als Duelle mit den Top-Mannschaften.
Was macht Sie sprachlos?
Wenn die Jungs im Wasser so ziemlich genau das Gegenteil von dem machen, was wir eigentlich abgemacht haben.
Ihr Lieblingsdialekt?
Züri-Deutsch.
Wie lange brauchen Sie morgens vor dem Spiegel?
Kurz, höchstens drei Minuten.
Was kochen Sie am liebsten?
Ich kann nicht so gut kochen, am besten bin ich diesbezüglich, wenn ich am Grill stehe.
Welches Getränk empfehlen Sie dazu?
Meistens grilliere ich am Abend – und in dieser entspannten Atmosphäre gönne ich mir gerne ein Bier.
Wen laden Sie dazu ein?
Meine Frau, meine Kinder – ab und zu auch Bekannte oder gute Freunde.
Ihr erster Berufswunsch?
Ich wollte immer schon Turn- und Sportlehrer werden. Diese Ausbildung habe ich dann in Polen im Anschluss an das Gymnasium auch abgeschlossen. Allerdings habe ich nie in einer Schule unterrichtet.
Was machen Sie beruflich?
Ich bin dem Sport treu geblieben und bin Betriebsleiter im Activ-Fitness-Studio in Stäfa.
Bleibt noch Zeit für Hobbys?
Ich bin in der glücklichen Situation, dass mir alles, was ich mache, auch Spass bereitet: Die Arbeit im Fitnesscenter gefällt mir sehr gut, Wasserball ist meine ganz grosse Leidenschaft und mit meiner Familie bin ich gerne unterwegs – oft mit unserem Wohnmobil. Zudem fahre ich gerne Velo.
Ihr Lieblingsfilm?
Ich schaue wenig fern und wenn, dann Sport oder die Nachrichten.
Ihr Lieblingsbuch?
Ich lese momentan aus Zeitgründen ausschliesslich Bücher, die sich mit der Trainingslehre beschäftigen.
Ihr Lebensmotto?
Mit viel Geduld, Arbeit und Fleiss kann man sich jeden Traum erfüllen. Mir ist das mit der Teilnahme mit der deutschen Nationalmannschaft an den Olympischen Spielen 2004 in Athen gelungen.
Welches Thema beschäftigt Sie aktuell am meisten?
Mit meiner Frau, die die Activ-Fitness-Filiale in Wädenswil leitet, spreche ich oft über geschäftliche Dinge. Das zieht sich wie ein roter Faden durch unser Leben.
Welchen sportlichen Grossanlass haben Sie als ersten bewusst wahrgenommen?
Die Olympischen Sommerspiele 1984 von Los Angeles. Doch weil Polen eines der Länder war, das diesen Anlass boykottierte, blieben uns nur die Berichte aus der Zeitung. So sind mir denn auch die Sommerspiele von Seoul 1988 deutlich besser in Erinnerung geblieben.
Wie sind Sie zum Wasserball gekommen?
Durch meinen Vater, der selber ein erfolgreicher Wasserballer war und der als Torhüter fünfmal mit Polen an den Europameisterschaften teilgenommen hat. Er hat mich schon früh ins Training und an die Spiele mitgenommen. So blieb mir nichts anderes übrig, als selber auch Wasserballer zu werden. (lacht)
Warum sind Sie Trainer geworden?
Ich war sowohl in Polen als auch in Deutschland und in der Schweiz immer auch Jugendtrainer. Nach meinem Karriereende habe ich dann die Ausbildung zum Schiedsrichter gemacht und auch drei Jahre lange Spiele gepfiffen, bis dann im letzten Sommer die Anfrage von Horgen kam.
Haben Sie den Entscheid jemals bereut?
Nein, noch nicht. (schmunzelt)
Welches war Ihr schönster Moment im Sport?
Das war ganz klar der Einmarsch an der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Athen. Wenn man vor 74 000 Zuschauern ins Stadion einlaufen darf, dann vergisst man das nie mehr.
Und welches war die grösste Enttäuschung?
(überlegt lange) Dass ich als Spieler dem SC Horgen nicht zum 30. Meistertitel verhelfen konnte. 2007 holten wir noch den 29. Titel, und ich sagte, dass ich erst aufhöre, wenn auch der 30. Tatsache ist. In vier Anläufen haben wir das dann nicht mehr geschafft. Ich hoffe, dass ich Horgen als Trainer mit diesem Jubiläumstitel beschenken kann.
Wie vertreiben Sie sich die Zeit auf der Heimfahrt von einem Auswärtsspiel?
Da man die Bilder noch präsent hat, macht es Sinn, das Spiel so schnell als möglich zu analysieren. Zudem suche ich das Gespräch mit einzelnen Spielern.
Warum gewinnt Ihr Team morgen Samstag gegen das zweitplatzierte Kreuzlingen und übermorgen Sonntag gegen Leader Lugano?
Weil beide Teams in unserer Reichweite liegen und weil unsere Formkurve nach oben zeigt: Die ersten Duelle mit diesen Mannschaften haben wir jeweils verloren, dann gab es ein Unentschieden und einen Sieg. Die logische Folge daraus sind zwei Siege. (zsz.ch)